24.01.2024 "Warten auf Godot"

Acht mal klatschte der Kochlöffel auf meine Po Backen. Sicher ist jedenfalls, dass morgendlicher Schmerz das wach werden fördert. Herrins Füße fanden meine uneingeschränkte Anbetung ehe ich in Ketten in die Küche watschelte. 

Es stand ein Hühner Tag an. Zumindest was das Futter angeht. Herrin hatte sich für uns beide etwas besonderes einfallen lassen. So wie die Hühner regelmäßig zu Ihren Pellets auch Haferflocken, etwas Gemüse, Mandelsplitter und Obst (Apfel) bekommen, so sollten auch für uns dies die Mahlzeiten an diesem Tag werden. Natürlich ohne die Pellets. Wir sind ja auf Diät!

Nachdem ich die Küche morgens erledigt hatte, ging ich an mein Stehpult. Die lange Kette, wie auch mein Knie Kissen, fristeten weiterhin Ihr Dasein im Verborgenen, da wir immer noch hofften, dass unsere Kaminöffnung im Laufe des Tages irgendwann überraschend geschlossen würde. Auch die Maske blieb logischerweise in der Schublade. "Das ist echt kein Zustand so, sklave", murrte Herrin denn auch.

Den Vormittag über schrieb ich den Blog und wurde von Herrin raus geschickt, den Hühnerstall ordentlich sauber zu machen. Bei der Gelegenheit reparierte ich auch gleich den Hühner Auslauf und deckte unser geplantes "Feld" wieder mit der großen Plane ab. Beides war durch die beiden, aufeinanderfolgenden Stürme erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Hühner dankten es mir und freuten sich über den Auslauf sowie das angenehme Wetter.

Mittags gab es das angekündigte Festmahl. Herrin kochte sich mit Wasser einen klassischen Porridge, mit etwas Mandelsplitter und Blaubeeren. Sklave rührte sich dasselbe an, verfeinert mit etwas Süßstoff, Salz, zwei Löffeln Joghurt und Zimt. Satt wurden wir jedenfalls. Anschließend ging es auf einen einstündigen Verdauungsspaziergang, ehe wir noch rasch zum Wertstoffhof fuhren, all die Sachen abliefern, die wir am Montag unverrichteter Dinge im Wagen liegen hatten lassen müssen. 

Wieder zurückgekehrt ging Herrin "in die Arbeit", während ich das Schlafzimmer säuberte. Als ich gegen 15 Uhr auf Herrin zukam, ich hatte nichts mehr zu tun, meinte Sie nur: "Der Builder könnte jeden Augenblick bei uns aufschlagen. Da möchte ich dich nicht in den Käfig sperren. Echt blöd, sklave!" Sie nahm mir sogar die Ketten ab, damit ich direkt zur Tür gehen könnte.

Es war aber auch wirklich lästig. Mein Anruf zu ihm ging ins Leere, meine WhatsApps an ihn hatten nur einen Haken im Status und sein Versprechen, sich am 24. zu melden, hatte er auch nicht gehalten. Und so warteten wir. Ein bisschen fühlte ich mich, wie bei unserem Taxi fahrenden Handwerker, der ebenfalls nur sehr sporadisch erreichbar ist und "grobe" Terminzusagen gerne mal verstreichen lässt. Ich bekomme den Eindruck, dass das hier in Irland, zumindest in South West Kerry, der Normalfall ist, einfach mal in aller Ruhe warten zu müssen. Scheint möglicherweise eine irische Tradition zu sein: Samuel Beckett, der Schöpfer von "Warten auf Godot" war schließlich auch Ire. Und Godot kam in seinem Theaterstück bekanntlich nie an. Aber gut, dass die Leute in der Zwischenzeit sinnlose Konversation geführt hatten. 

Gegen 17 Uhr gelang es mir schließlich, den Builder zu erreichen. Jetzt wissen wir zumindest, dass er erst vorhat, kommenden Dienstag, nach der Arbeit, vorbei zu kommen. In jedem Fall besser, als Ungewissheit, befand Herrin. Ich kann ja in der Zwischenzeit mal anfangen, mich mit einem weiteren Meisterwerk irischer Dichtkunst zu beschäftigen: Ulysses, von James Joyce. Auf knapp 1.000 Seiten wird lediglich der 16. Juni 1904 im langweiligen Leben des Protagonisten Leopold Bloom beschrieben. Das sollte die Zeit des Wartens auf unseren Handwerker deutlich relativieren. 

Nach diesem Telefonat beschloss Herrin sogleich, dass der Living auch weiterhin als unser Interims Wohnzimmer fungieren wird. "Und heute Abend machst uns da ein schönes Feuer im Ofen, sklave!" Planbare Umstände sind für Herrin immer gut!

Zunächst stand aber das nächste feudale Mahl auf der Speisekarte: Haferflocken, für uns beide im Prinzip wie mittags und dazu eineinhalb Köpfe gedünsteter Broccoli, ebenfalls für uns beide zusammen. Mit Salz und Chiliflocken übrigens gar nicht so schlecht. Der Broccoli, versteht sich. Da unsere Küche eher einer Rumpelkammer glich, durfte ich sowohl Mittag-, wie auch Abendessen, Herrin gegenüber "speisen". "Du glaubst nicht, wie mich das nervt, sklave." Doch, glaubte ich Ihr.

Immerhin konnte mir Herrin nach dem essen guten Gewissens wieder die Ketten anlegen. Wir spielten eine Weile, bei einem Tee, unser PC Spiel, jeder an Seinem Terminal. Gegen 20 Uhr gab es noch eine Gemüsebrühe, die wir bereits im Living, beide auf der Couch, zu uns nahmen. Das kleine Feuer im Ofen spendete schöne Wärme und so sahen wir recht zufrieden einige weitere Folgen unserer aktuellen Serie an. Gegen 22:30 ging es dann Dreipunkt befestigt ins Bett. "Und morgen früh ziehst bitte den Cage an, sklave!" "Ja, Herrin!"

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