22.10.2023 2. Hochzeitstag

Die Nacht war sehr ruhig und klar. Als ich irgendwann zwischen sechs und sieben in der Früh durch den kleinen Schlitz zwischen Rollo Unterkante und Fensterbrett hindurch lugte, sah ich, ohne Brille natürlich verschwommen, einige Sterne leuchten. Und ein besonders heller bewegte sich und verschwand schließlich hinter den Bäumen. Es war mit ziemlicher Sicherheit die ISS, die, laut meinem Tracker, in diesen Tagen immer früh morgens sichtbar wäre.

Noch einmal war ich weggenickt, wurde aber gegen acht von Herrin geweckt. Sonderlich gut geschlafen hatten wir beide nicht und bei Herrin schien die Erkältung sich nun auf die Bronchien zu legen. Nicht gut! Und das blöderweise genau am zweiten Hochzeitstag. Dafür zeigte sich das Wetter, nachdem wir aufgestanden waren, von seiner allerbesten Seite: Windstill, sonnig und auch klarer, als in den beiden Wochen zuvor.

Herrin hatte zuvor mit dem Rohrstock, vor jedem eigentlichen Schlag, einen Trommelwirbel auf meinem Hinterteil veranstaltet und dann den eigentlichen Schlag folgen lassen. "Irgendwie muss etwas besonderes her, mein sklave. Ist ja unser Hochzeitstag."

sklave (Fenster) bei der
morgendlichen Arbeit

Nachdem ich Herrins Füße begrüßt hatte, ging es, Hochzeitstag hin, Hochzeitstag her, in die Küche, sauber machen und Kaffee kochen. Nach Tagen des Trocknens, auch im Herd bei 50Grad, waren endlich die sehr groben Semmelbrösel getrocknet und ich konnte sie mit dem Mixer in deutsches Paniermehl verwandeln. Die Baguettes hingegen, die wir am 19.10. gekauft hatten, ich in Scheiben geschnitten und zum Trocknen ausgelegt hatte (auch im Ofen!), waren immer noch nicht getrocknet. Die enorm hohe Luftfeuchtigkeit hier am Meer schlägt sich da deutlich nieder. Herrin nahm Ihren Kaffee im Büro und schickte mich umgehend an den Rechner, den Blog beginnen. "Wir frühstücken heute gescheit und früh. Denn ich würde heute schon gerne raus bei dem schönen Wetter. Und ab 14:30 könnte es schon wieder regnen." Gegen halb elf gab es daher Frühstück. Ich hatte den Blog zwar schon bereitgestellt, aber Herrin und ich frühstückten ausgiebig auf unseren Plätzen.

Herrin hatte am Vorabend Wäsche auf die Spinne geworfen und hoffte, dass diese vor dem Regen noch trocken werden würde. Nachteilig hatte sich aber ausgewirkt, dass durch den massiven Frühtau die Wäsche am Morgen wieder erheblich angefeuchtet war. Wir würden sehen.

Nach dem Frühstück ging es dann los. Ich hatte Herrin vorgeschlagen, eine Tour nach Valentia Island zu machen und dort an den westlichsten Punkt der Insel zu laufen. Das Wetter war wunderschön und nur ein leichter Wind blies uns entgegen. Die Strecke geht vom Parkplatz leicht bergauf und Herrin machte die Steigung, gesundheitsbedingt, ziemlich zu schaffen. 

Nach gut 30 Minuten waren wir am Ziel und zum ersten Mal waren wir auch wirklich ganz alleine dort. Zwar nur wenige Minuten, denn dann kamen die nächsten Spaziergänger, aber so konnten wir die besondere Atmosphäre rundum genießen.

Der Rückweg bergab war entsprechend weniger beschwerlich. Allerdings begann es zuzuziehen und der Wind hatte gedreht, blies stärker und erneut von vorne. Und als wir bereits in der Ferne unseren Wagen auf dem Parkplatz sahen, begann es zu regnen. Erst Nieselregen, schließlich harte Tropfen bei stärker werdendem Wind. Dieses Mal hatten wir unsere Regenjacken dabei und angehabt, wurden aber dennoch, von der Hüfte abwärts, patschnass. "Na super. Und das bei meiner Erkältung", grummelte Herrin, als wir uns die Regenjacken im Auto auszogen. 

Wir sahen, dass das Wetter auch in Richtung unseres Hauses zu ziehen begann. Daher fuhr ich schneller, als ich das normalerweise täte. Und dennoch schienen sich die Wolken schneller vor mir zu bilden, als ich mit dem Wagen fahren konnte. Der Regen begann konstant einen Kilometer vor uns. Und es gelang mir nicht, ihn über 25 Kilometer Strecke "einzuholen". Als wir zu Hause ankamen tröpfelte es immerhin erst und die Wäsche kam nur leicht angefeuchtet zurück in Herrins Büro, auf einen Ständer.

Wie üblich, wurde sklave angehängt und begann zu kochen. Zunächst kochte ich eine Panna Cotta, denn sie benötigte Zeit um auszukühlen. Danach begann ich mit der "Anatra" Sauce. Und da Herrin den Tag zusammen mit Ihrem sklaven verbringen wollte, konnte ich auch nicht in Ruhe vor mich hin arbeiten. Herrin stand meist hinter mir und wünschte, von Zeit zu Zeit, mit einem Glas Champagner auf unseren Hochzeitstag anzustoßen. Natürlich immer dann, wenn ich gerade mitten in einer Tätigkeit am Herd oder beim Schneiden war. "Stör ich dich etwa, mein sklave", grinste Sie mehrmals schelmisch. Mich brachte das nicht unerheblich ins Schwitzen, hatte Herrin doch verfügt, dass Sie möglichst früh zu Abend essen wollte. Und Ihre "Besuche" in der Küche trugen dazu sicher nicht bei.

Gegen 17:30 standen die Linguine all'Anatra auf dem Tisch, an dem ich mit ihr sitzen durfte. Diesmal waren sogar die Nudeln selber gemacht, denn Linguine oder Fettucine, die unseres Erachtens am besten dazu passen, gibt es hier in Irland eher selten zu kaufen. Daher kam zum ersten Mal der Pasta Aufsatz der Kitchen Aid zum Einsatz und funktionierte tadellos. Das Essen schmeckte Herrin sehr gut. Sie war vor allem glücklich, dieses Mal wieder richtig schmecken zu können. Auch der gewählte Wein, ein Valpolicella Classico Superiore von Speri, passte hervorragend dazu. Schließlich war er zuvor schon in die Sauce mit eingeflossen.

Allerdings war ich der Meinung, dass das die schlechteste Anatra Sauce war, die ich bisher gekocht hatte. Geschuldet war das den Entenbrüsten, die über doppelt so viel Fett verfügten, wie Fleisch. Entsprechend lange war ich damit beschäftigt gewesen, Fett zu entfernen. Auch das Fleisch selber, hatte wohl einen höheren Fettgehalt. Nach einer kurzen Verschnaufpause kam auch die Rosmarin Panna Cotta, auf einem Erdbeerspiegel, auf den Tisch. Diese war dafür umso besser gelungen. "Und ab morgen gibt es sechs Wochen Diät und auch keinen Alkohol mehr, mein Schatz"

Nach dem Essen wollte es sich Herrin nur noch auf der Couch gemütlich machen. Wir warfen unseren am Vorabend abgebrochenen Bond ein und ich servierte Herrin zur Feier des Tages noch einen Schiavenza Barolo Cerretta 2007, den wir uns in aller Ruhe schmecken ließen. Herrin schien es gesundheitlich wieder etwas besser zu gehen, auch wenn Sie zwischendurch noch eine Haube Schönheitsschlaf einstreute. Gegen 23:00 gingen wir dann reichlich Bett schwer in die Heia. Gut befestigt schlief ich fast sofort ein.



Kommentare