20.10.2023 Herrin krankt und draußen stürmts

Herrin war früh wach und so richtig erkältet, das ganze Paket: Husten, Schnupfen, Heiterkeit. Und hatte daher auch sehr unruhig geschlafen. Auch ich war kurz nach acht wach und hatte selber auch schlecht geschlafen. Draußen tobte ein Orkan. "Gestern waren wir wohl nur im Auge des Sturms gewesen, deshalb das schöne Wetter", mutmaßte Herrin, als Sie den Rohrstock zückte. Krankheit hin oder her, die morgendliche Routine musste schon sein. Und daher begab ich mich auch pflichtschuldigst zu Ihren Füßen und kam meinen Pflichten nach. "Heute mache ich gar nichts, sklave. Ich werde mich nur auf die Couch legen und ausruhen."

Damit war auch die gerade eingelernte, neue Routine, zum Teufel. Den Kaffee servierte ich Ihr vor der Couch, mit Herrins Anwesenheit fiel die Parkposition aus und auch die Küchenabnahme fiel dem Sturm zum Opfer. Beim hinausschauen in den Orkan fiel mir auf, dass unsere beiden, innen mit einem Zentner Steinen beschwerten beiden Mülltonnen, quer über die Wiese geworfen worden waren. Herrin entschied sich kurzer Hand, nicht mich von den Ketten zu lassen, sondern sich selber ins Unwetter zu wagen. Sie hatte Glück: In einem einigermaßen windstillen Augenblick gelang es Ihr, beide schwere Tonnen hinters Haus zu zerren, wo der Wind nicht so hinkam. "Soweit dazu, dass ich heute nichts tue", brummelte Herrin, als Sie wieder zur Verandatür hereinkam. Und schon brach sich die nächste Böe Bann, dichter Regen prasselte gegen die Scheiben und der Wind pfiff das Haus entlang. "Da hab ich ja echt noch mal Schwein gehabt."

Nach dem die Küche meines Erachtens in gutem Zustand war, kümmerte ich mich um das Einlegen des Hühnchens für das Abendessen: Herrin hatte Chicken Korma auf den Plan geschrieben. Und erst als ich das eingelegte Hühnchen mit Karotten in den Kühlschrank geschoben hatte, begab ich mich an den Blog. Ehe es so richtig losgehen konnte, goss ich Herrin einen Ingwer Zitrone Erkältungstee auf und brachte ihn Ihr ins Wohnzimmer.

Beim schreiben des Blogs fiel mir dann siedend heiß ein, dass ich beim Eintrag vom 18.10. vergessen hatte zu erwähnen, dass ich Herrin nach dem Abendessen angeboten hatte, Ihre Füße zu massieren. Und Sie meinen Vorschlag dankend angenommen hatte. Etwa eine halbe Stunde lang hatte ich mich liebevoll so um Herrins Wohlbefinden gekümmert. Sie hatte die Massage sehr dankbar und glücklich empfangen. "Oh Gott, habe ich das vermisst!", war denn auch alles, was Sie lächelnd von sich gegeben hatte. Ich notierte meine Verfehlung im Strafbuch.

Herrins Konstitution geschuldet bestellte Sie ein ergiebiges Frühstück, mit Brot und Ei. Dieses nahmen wir auf unseren gewohnten Plätzen ein. Nachdem ich abgeräumt hatte, kochte ich Herrin noch einen Tee und Sie begab sich auf Ihre Couch. Von der Sie sich den restlichen Tag auch nur noch sporadisch erhob. 

Der Sturm toste in unverminderter Stärke weiter und auch das Wasser vom Fluss stand mal wieder so hoch, dass ich es schon von der Verandatür aus sehen konnte. Aber im Vergleich zu anderen Teilen Irlands, in denen es die Tage riesige Überschwemmungen gab, kamen wir hier noch recht glimpflich davon.

Herrin beschäftigt sich seit einigen Tagen nebenher mit der Theorie für den irischen Führerschein. Einige Lektionen hat Sie bereits abgeschlossen und auch ich musste feststellen, dass fahren in Irland zwar grundsätzlich den gültigen Regeln in Europa folgt, sieht man von der zu befahrenden Straßenseite einmal ab, dass es aber auch sehr spezifische Regelungen gibt, die nur in Irland gelten.

Iren sind ja in der Regel ausgesprochen freundliche Menschen. So werden wir auch immer mit Handzeichen aus entgegenkommenden Fahrzeugen begrüßt, wenn wir auf einer engen Straße laufen oder fahren. Wir mussten nun lachen, als Herrin eine weitere Theorie Lektion für den hiesigen Führerschein absolviert hatte, die gültige Handzeichen im Straßenverkehr zum Inhalt hatte. So lernten wir nun auch, dass eben dieses Handheben mitnichten eine freundliche Geste zu sein hat. Es ist das offiziell zu verwendende Handzeichen, um anzuzeigen, dass der Fahrer beabsichtigt, geradeaus an uns vorbei zu fahren. Dieses und andere Handzeichen sind wohl ein Relikt aus einer Zeit, in der in Irland noch Fuhrwerke den ländlichen Straßenverkehr bestimmten.

Während Herrin sich also schniefend und lesend auf der Couch befand, kümmerte ich mich um einige organisatorische Themen am Rechner, die doch gut zwei Stunden in Anspruch nahmen. Wichtigstes Thema war ein erhaltenes Angebot über eine Photovoltaik Anlage, welches ich zu verstehen und bewerten suchte. Im Anschluss verfasste ich eine Antwort an die Solar Firma, erläuterte Herrin meine Logik und ehe ich die Mail abschicken durfte. Danach leistete ich Herrin vor der Couch Gesellschaft und wir lasen noch etwas am Handy. Immerhin hatte sich der Sturm nun auch etwas beruhigt.

Als ich gegen vier mit dem Kochen begann, wurde ich immer wieder von durch den Garten  streifenden Fasanen unterbrochen. Da Herrin eine kleine Liste eröffnet hatte, in die die Sichtungen mit Uhrzeit einzutragen waren, war ich bald mehr am Schreiben, als am Kochen. Acht Sichtungen in gut zwei Stunden waren doch sehr viel, zumal ich nicht davon ausgehen konnte, alle tatsächlich mitbekommen zu haben. Der Nachmittag, so ab 15:30, scheint die bevorzugte Zeit in unserem Garten zu sein. "Da solltest du dich mit dem Gewehr darauf einrichten, mein sklave. Wenn es nicht mehr stürmt und regnet." 

Gegen 17:30 stand das Essen dann doch auf dem Tisch: Hühnchen Korma mit Basmati Reis. Das mir vorliegende Rezept ist sehr deutlich Kardamom lastig. Und obwohl ich bereits 40% weniger Kardamom verwendet hatte, war der Geschmack Herrin immer noch etwas zu dominant. Ich werde noch einmal nach Alternativen stöbern, denn Korma ist an sich ein wunderschönes Gericht.

Auch am Abend ließ Herrin sich nicht von der Couch vertreiben. Es ging Ihr zwar insgesamt etwas besser, aber besonders Ihre Nase war noch immer komplett verstopft. Bei einem Saoirse 0,0 Gin Tonic und vielen Tees verbrachten wir den Abend vor dem Fernseher. Gestern schafften wir es bis zur Hälfte von "Never say never again", als Herrin um 22:30 Bettzeit ausrief. 40 weitere Jahre Bond liegen noch vor uns. Bei nun endlich ruhigem Wetter, schliefen Herrin und befestigter sklave rasch ein.



Kommentare

  1. Herrin war früh wach und so richtig erkältet, das ganze Paket: Husten, Schnupfen, Heiterkeit.

    Ein herrlicher Tippfehler... Deiner Herrin gute Besserung.
    Grüsse Beat

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    1. Lieber Beat, alles Absicht! Als Tippfehler hätte Herrin mir das niemals ohne Bestrafung durchgehen lassen. Aber als bewusst eingebauten Lacher zwischendurch fand Sie es gut. Freut mich, wenn Du lachen konntest!

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    2. Schön, dass Humor noch dabei ist. Ich habe schon gedacht, dass es da eine Extraportion Schläge für dich geben würde.
      Grüsse Beat

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