28.03.2024 Ein buchstäblich schöner Tag

Gestern schrieb ich: Die Devotion ließ zu wünschen übrig, auch weil ich keine Ketten mehr trage. Herrin bat mich dies zu erläutern. Ich versuche es mal: Es war für mich der grundsätzliche Normalzustand angekettet zu sein. Nur und ausschließlich in Perioden, wenn wir klar Vanilla aufgestellt waren, war ich auch unangekettet. Zumeist, wenn meine Kinder mit zu Besuch waren. In diesen Zeiten verhielt ich mich auch immer wie ein "normaler" Mensch, auch wenn Herrin natürlich das Sagen hatte und ich Sie in der Regel auch immer konsultierte, bevor ich vermeintlich eine Entscheidung traf. In diesen Zeiten ging auch meine Devotion entsprechend zurück, ich durfte sie auch nicht zu offen zeigen. Genauso geht es mir im Moment. Ich laufe Vanilla rum, gehorche, aber das Gefühl ist nicht so da. Nennt man das dann Konditionierung?

Der gestrige Tag jedenfalls war endlich mal ein ruhiger und schöner Tag. Und den galt es entsprechend zu nutzen. Nachdem die übliche Morgenroutine durchlaufen war, Parkposition fiel aus, da Herrin bereits früh in der Küche stand, ging es bereits am Vormittag hinaus ins Freie. Die monatliche Grundreinigung des Hühnerstall Bodens war vorzunehmen. Obwohl ich vier Schubkarren Sand in die Voliere gekippt hatte, quoll das Wasser immer noch aus dem Sand hervor, wenn man drauf trat. Danach pflanzte ich drei Bromebeer-, einen Stachelbeer-, einen Himbeer, sowie je zwei rote Johannisbeer- und Blaubeersträucher und tauschte dabei die Sträucher aus, die von den Schafen neulich kahl gefressen worden waren.

Herrin unterbrach um kurz vor elf Ihre Arbeit und trat einen sportlichen Lauf an. Und ich ging zurück in die Küche und begann zu kochen. Thai Rotcurry mit Seeteufel stand auf dem Speisenplan. Und als Herrin nach Ihrem Lauf gerade aus der Dusche kam, stand das Essen auch schon auf dem Tisch. Ich hatte noch ein paar Nord Atlantik Garnelen mit dazu geworfen und das Ganze mit einigem Gemüse "gestreckt". Herrin war jedenfalls sichtlich erbaut vom Mittagessen.

Bei traumhaftem, wenn auch ziemlich kühlem Wetter, unternahmen wir gleich noch einen einstündigen Verdauungsspaziergang. Der Kontrast, schneebedeckte Berge, blauer Himmel, grüne Wiesen, war wirklich atemberaubend. "Wenn hier mal die Sonne scheint, muss man das sofort nutzen", meinte Herrin denn auch. Dem konnte ich nur beipflichten.

Und so ging es für mich, nachdem ich Herrin einen Kaffee gekocht und meinen getrunken hatte, hinaus in die Sonne, Sand schippen. Über die Stämme aller 132 eingegrabenen Kirschlorbeer Büsche war ein guter Haufen Sand zu werfen, zu verteilen und festzudrücken. Dieser rieselt in die Lücken, die Wind und Wetter in den Boden reißen und versiegelt das Ganze sozusagen. Als ich damit durch war, war noch ziemlich viel Sand übrig. Einen Schwung davon wollte ich im immer noch nicht ganz gefüllten Spargelbeet verteilen. Und musste feststellen, dass ich vorsichtig vorgehen musste, da die ersten Spargelköpfe bereits aus dem Erdreich lugten. Ein Kopf war sogar zertreten, dank den Schafe von neulich. Herrin freute sich jedenfalls enorm, als Sie sah, dass der Spargel über den Winter nicht ertrunken war.

Nun begab ich mich erneut an die Arbeit und verteilte etwa acht Ladungen Sand auf dem Spargel. Der Sand hat nun in etwa die Höhe des umliegenden Grases. Gut genug für grünen Spargel, für den Weißen werde ich das bei Zeiten nächstes Jahr noch einmal einen Hügel aufschütten müssen, wenn wir hoffentlich das erste Mal ernten können.

"So, mein Schatz. Jetzt gehst duschen und dann fahren wir nach Waterville zum Essen. Das Restaurant wird dieses Mal hoffentlich geöffnet haben. Ist so ein toller Tag, das müssen wir ausnutzen." Gesagt, getan, zehn Minuten später waren wir auf dem sonnigen Weg. 

Und dreißig Minuten später sahen wir in Waterville einen kleinen Jungen auf einer Rampe stehen, über die sich die Wellen brachen. Immer wenn eine große drei Meter Welle kam, normal am Atlantik an einem ruhigen Tag, spurtete er die Rampe hinauf und wurde einmal sogar von einer Welle umgerissen. Seine Eltern - man muss sich schämen, Deutsche, wie sich später am Akzent mit hoher Wahrscheinlichkeit vermuten ließ - saßen auf der Uferpromenade und sahen Ihrem Sprössling seelenruhig zu. Wir winkten dem Jungen, herauf zu kommen. Meinen Drang, zu dem Jungen hinunter zu laufen unterband Herrin kurzer Hand. "Spinnst du! Wenn da eine große Welle kommt, bist du auch weg." Ebenso winkte eine Irin, die schließlich zu den Eltern ging, die Sie erspäht hatte, und erklärte, dass das in hohem Maße lebensgefährlich sei. Der Vater bequemte sich schließlich auf die Rampe ("Ok, ok..."), nahm seinen Jungen, nicht ohne selber nass zu werden, und zog ihn die Rampe rauf. Just in diesem Moment brach eine noch größere Welle und erreichte den Vater, der fast oben auf der Promenade angekommen war. Wäre der Junge noch an dem Punkt gestanden, wäre er nun ins Meer gezogen worden. 

Mit einem reichlich flauen Gefühl im Magen liefen wir ins Lokal, dass dieses Mal auch wieder geöffnet hatte und im Pub, in dem wir uns am Panorama Fenster niederließen, auch sehr gut gefüllt war. Das Osterwochenende will bei einem gutem Pint Guinness eingeläutet werden....

Herrin bestellte mir ein helles, lokales Bier und ein Steak. Sie selber bestellte für sich Seafood Linguine. Mit dem Blick auf die Bucht und die untergehende Sonne war das der schönste Ort, an dem man ein Abendessen genießen kann. Und geschmeckt hat es auch noch!

Gegen halb sieben fuhren wir gut gesättigt und zufrieden wieder heim und verbrachten den Abend in  aller Ruhe vor dem Fernseher. Um zehn ging es ins Bett. Immer noch ohne Befestigung, da Herrin mich noch etwas schonen möchte.

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