01.11.2023 Noch mehr Tee beim Warten

Herrin ging fest davon aus, dass gestern die abgehängte Decke "verlegt" werden würde. Daher war Sie auch, wie schon seit einigen Tagen pünktlich, so gegen halb acht aus dem Bett, hatte den Rohrstock tanzen lassen und mich, nach kurzem Verweilen an Ihren Füßen, in die Küche zum Kaffee Kochen geschickt. Natürlich ohne Ketten, denn unser Handwerker hatte ja "Vormittag" gesagt. Wenn ich es einigermaßen timte, bekäme Sie den frischen Kaffee exakt nach Ihren Yoga Übungen im Büro serviert. Draußen hatten schon die ganze Nacht die Ausläufer des Orkan Tiefs 'Ciaran' gewütet und entsprechend kühl war es morgens im Haus auch gewesen. 

Nachdem all das erledigt war, lief ich ans Steh Pult, um den Blog zu schreiben. Kurz nach zehn war ich damit durch und unser Taxi fahrender Handwerker hatte sich immer noch nicht gemeldet. Daher brühte Herrin erst mal einen Tee auf.

Herrin hat gestern Vormittag den Solaranlagen Vertrag unterschrieben. Ganz einfach mit Adobe online signiert. Währenddessen ersuchte ich um eine behördliche Subvention über €2.400 zu ebendieser Solar Anlage. Natürlich auch online und in Herrins Namen. Die eine Seite mit den essentiellen Angaben war schnell und einfach gefüllt und ich betätigte "Senden" des Online Formulars. Nun hieß es warten, denn ehe man keine Zusage für diesen "Grant" erhält, darf die Photovoltaik nicht geliefert und aufgebaut werden. Und: man muss hier zwingend, im Nachgang zumindest, ein sogenanntes BER-Rating einholen. Dieses entspricht in etwa dem deutschen Energieausweis für ein Haus. Als ich alle Angaben gespeichert hatte, wurde mir das mir unbekannte, aber wohl bereits früher mal errechnete BER Ergebnis für unser Haus automatisch mit ausgespuckt. "Hübsch", dachte ich mir. Es kam aber noch besser: keine zehn Minuten später rief Herrin mich zu sich ins Büro. "Du glaubst es nicht. Ich habe gerade eine E-Mail erhalten. Die Behörde hat uns eben schon die Subvention genehmigt, mein sklave", rief Sie erfreut aus. "Wie lange, denkst du, hätte so was in Deutschland gedauert, mein sklave?" Ich hatte keine Ahnung. Aber sicher nicht nur wenige Minuten.

Kurz nach elf machte ich mich schließlich ans Mittagessen. Wäre der Kollege gekommen, wäre es ausgefallen und wir hätten Brot mit Wurst und Käse gegessen. So war allerdings das Kürbisrisotto an der Reihe, das Herrin bereits Tag um Tag nach hinten geschoben hatte.

Kurz gesagt: Sie war nicht sonderlich zufrieden: zu viel Weißwein im Risotto, dafür aber zu wenig Rosmarin Geschmack. "Kann man zwar essen, sklave, aber schmeckt eher wie eine Kürbis Nachspeise: zu fruchtig und zu süß." Und als ich das Geschirr in den Geschirrspüler räumen wollte, stellte ich zu meiner Verwunderung fest, dass er voll und gespült war. Ich hatte morgens vergessen ihn auszuräumen. Eintrag ins Strafbuch. So räumte ich erst mal den Geschirrspüler leer und machte mich dann an die Vorbereitungen für den donnerstäglichen Grünkohl.

Allzu weit kam ich nicht, denn es klopfte an der Tür. Nein, nicht der Handwerker, sondern jemand von der Solar Firma, der eine Ortsbegehung durchführen wollte. Mit einer winzigen Drohne, der Sturm 'Ciaran' hatte eine sonnige Pause eingelegt, fertigte er ein 3D-Bild unseres Dachs an, schaute sich im Dachboden die Anschlussmöglichkeiten an - nein, das Vieh hat sich noch nicht in die Falle verirrt - und begutachtete den Hauptsicherungskasten. "Installation ist dann in drei bis vier Wochen", informierte er, ehe er, nach gut einer Stunde, wieder von dannen zog. Als ich ins Wohnzimmer kam ,saß Herrin bequem auf Ihrer Couch und trank, richtig, einen Tee und grinste. "Na, alles klar, mein sklave?" Sklave nickte, informierte Herrin kurz über den Stand der Dinge und widmete sich wieder dem Grünkohl. 

Danach nutzten Herrin und ich die immer noch sonnige und ruhige Phase, um unseren Apfelbaum zuzuschneiden. "Der ist, glaube ich, noch nie geschnitten worden", war Herrins Fazit nach einer halben Stunde Äste entfernen. Wir schnitten noch eine Weile weiter Äste aus dem zu dichten, verwachsenen Geflecht heraus und kappten auch die ganzen, lästigen Schlingpflanzen, die begonnen hatten den Baum von unten her zu erwürgen. Danach hätten wir eine Leiter gebraucht, aber da es wieder zu regnen und zu winden begann, zogen wir uns in die warme Stube zurück.

Und tranken wieder mal einen Tee. Herrin schaltete den Fernseher ein und wir sahen uns den Anfang eines unfassbar schlechten Krimis an. Herrin unterbrach nach 45 Minuten und schickte mich kochen. Erneut ein Diät Abendessen: Überbackener Broccoli und Blumenkohl. Wider erwarten ausgesprochen schmackhaft. Danach sahen wir uns, bei einem Gordon's 0,0, den Film doch tatsächlich noch zu Ende an. Ich konnte nicht anders, denn Herrin hatte mich wieder in Ketten gelegt und so saß ich auch wieder auf meinem Kissen vor der Couch. Der Film wurde von Minute zu Minute schlechter und endete in einem finalen Fiasko. Wirklich erstaunlich! Umso positiver blieb uns dafür 'Dune' in Erinnerung, den wir uns im Anschluss, mit reichlich Tee, ansahen. Um 22 Uhr gingen wir dann ins Bett. Dieses Mal wieder in sicherer Dreipunkt Verwahrung. Mitten in der Nacht wurden wir dann plötzlich von scharrenden und kratzenden Geräuschen direkt über unserem Schlafzimmer geweckt. Unser Mitbewohner sucht wohl immer noch nach einem Ausweg aus dem Dach. Ich konnte nicht aufstehen und Herrin wollte nicht.


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