10.07.2022 Ein Mann sieht rot!

Wir schliefen lange. So lange, dass Herrins Wecker um 9 Uhr klingelte. Ich nörgelte etwas herum, da ich am Abend vergessen hatte, nochmal den Pizza Teig im Kühlschrank zu begutachten. Herrin fand mein quengeln unangebracht und ging erst mal in aller Ruhe aufs Klo. Als Sie zurückkam beschied Sie mir: "So, du bleibst wegen deiner Nörgelei erst mal im Bett liegen!" Mein Mund antwortete ungefragt: "Danke, Herrin, dass Sie mir das Frühstück ans Bett bringen wollen." Herrin musste lachen. "Dein neuer E-Mail Kontakt tut dir wohl nicht gut! Los dreh dich um!" Ich erhielt meine fünf morgendlichen Hiebe, mit solcher Inbrunst geschlagen, dass mir weitere Frecheleien sofort vergingen. Beim Füße begrüßen legte Herrin noch ein wenig nach, dann gings für mich in die Küche.

Gleich vorweg: Der Pizza Teig war in prima Zustand! 

Relativ bald kümmerte ich mich um Frühstück. Das gebackene Brot und die selber gemachten, frischen Marmeladen waren ein Genuss und als ich mich nach dem Frühstück in die Küche begab, um die Pizzasauce zu köcheln, beehrte uns auch K1 mit Anwesenheit. 

Gegen 13 Uhr unternahmen wir einen sehr ausgiebigen Sonntagsspaziergang. Herrin freute sich über die kühle, wenn auch sehr windige Witterung. Das Guiche Piercing macht inzwischen, richtig in der Unterhose gelagert, keine Probleme mehr beim Laufen. Gegen 15 Uhr waren wir wieder daheim, legten beide eine Pause ein. Später begann ich die Zutaten für die Pizza zu portionieren. Herrin fand in der Zwischenzeit einen neuen Kurs für mich: Fermentierung.

Nachdem ich den Ofen zum Vorheizen angeschaltet hatte, brachen wir gegen 17 Uhr mit K1 in die Stadt auf. Die Rückgabe an meine Ex-Frau stand an. Die Fahrt am Sonntag Nachmittag ist normalerweise eigentlich entspannt. Gestern nicht so. Ich geriet in drei gefährliche Situationen, die alle durch schlimme Fahrfehler meiner Vorderleute bedingt waren. In einem Fall meinte sogar die Bremsautomatik meines Wagen, inklusive Antiblockiersystem, zuschalten zu müssen. Schließlich gerieten wir auch noch in einen kombinierten Feuerwehr, Notarzt, Polizeieinsatz, mit ständigem Spur freimachen, in der Stadt. Kurz, Herrin und ich waren ziemlich genervt, als wir wieder Richtung Heimat fuhren.

Herrin teilte mir mit, dass ich die Pizza ohne Ketten backen solle. Die Ketten kämen nach dem Essen dran und ich dürfe am Tisch bei Ihr essen. Ich zog mich also nur nackt aus und ging ans Werk. Der Teig war in hervorragendem Zustand und ließ sich perfekt auseinanderziehen, ohne zu reißen. Ich bestreute die Arbeitsfläche mit etwas Mehl, zog den Teig auf die passende Größe und belegte ihn mit Herrins Lieblingszutaten. Dann versuchte ich, geschickt, wie mein Vorbild aus Pompeji, Addò Trammiere, il Maradona della Pizza, den Pizzarohling auf den Holzschieber gleiten zu lassen. Das schlug dramatisch fehl. Von nun an nahm das Unheil seinen Lauf. "Herrin, bitte Hilfe!" rief ich laut, denn Herrin besuchte gerade wieder Balkonien. Herrin eilte herbei und wir versuchten gemeinsam die Pizza irgendwie auf den Schieber zu heben. Das gelang mehr schlecht als recht. Die Pizza hatte nun die Form einer Amöbe im Reagenzglas. Mit dem Schieber versuchte ich nun, die Pizza elegant, wie ein nackter Pizzaiolo, auf den 300 Grad heißen Stein im Ofen rutschen zu lassen. Nun, die Drecksamöbe weigerte sich doch glatt, vom Schieber zu springen. Statt dessen sprangen Paprika, Zwiebel, Schinken und Mozzarella, von ganz alleine, zischend auf den heißen Stein. Die Amöbe, hingegen, wölbte sich, stürzte sich todesmutig im Bogen hinterher und landete, formvollendet, als gestürzte Calzone, auf dem Stein. Eine Mords Sauerei zischte nun im Ofen vor sich hin. Der sowieso schon genervte sklave schwankte zwischen Verzweiflung und Wut. Die Wut behielt schließlich die Oberhand. Er nahm den Schieber in die Hand, es gelang ihm die "Calzone" mit einem Schub auf diesen zu setzen und aus dem Ofen herauszuholen. Er besah sich den "Baaz", hob wutentbrannt den Schieber und setzte zu einem Drei Punkte Wurf an, den er gekonnt durchzog. In hohem Bogen segelte der ehemalige Pizza Rohling vom Herd in Richtung Spüle und verschwand erfolgreich in der Öffnung. Also fast, denn nur 99,8% des Rohlings landeten in der Spüle. Die restlichen 0,2 Prozent verteilten sich, in Form von roten Tomatensaucen Pünktchen, auf etwa 9 Quadratmetern Fläche, vom Boden bis zur Decke und über die ganze Breite des Fensters und der Arbeitsfläche. "Sag mal, spinnst Du?" versuchte Herrin Herrin der Situation zu werden. Aber der rot sehende sklave war noch nicht fertig. Mit einem Pfannenheber begab er sich zum Ofen, kratzte anbrennenden Pizzabelag aus dem Herd und setzte damit zu einem weiteren Drei Punkte Wurf an. Erneut versenkte er den Wurf zielsicher in der Spüle. "Jetzt reicht's! Gib mir den Pfannenheber. SOFORT!" Diesmal drang Herrin zu Ihrem sklaven durch. Aus roter Wut wurde nun Verzweiflung und schlechtes Gewissen. Der reumütige sklave unterstützte Herrin bei Ihren Bemühungen, den Herd zumindest soweit wieder in Gang zu setzen, um zu versuchen die geplante zweite Pizza zu backen. Nachdem die Steinplatte, zwecks Schnellreinigung aus dem Ofen war, fing ich mit der zweiten Pizza an. Dieses mal verwendete ich weit mehr Mehl und setzte den Rohling auf den mehlgetränkten Schieber. Herrin hatte in der Zwischenzeit die gröbsten Stücke aus dem Ofen geholt und den Stein wieder eingelegt. Und diese Mal gelang es dem sklaven tatsächlich, erfolgreich die Pizza auf den, leider nicht mehr ganz so heißen, Stein gleiten zu lassen.

Pflichtschuldig und schuldbewusst machte ich mich anschließend an die Säuberung der rot-weiß gepunkteten Küche. "Tut mir so leid, Herrin" flüsterte ich kleinlaut. "Ja, mir auch, mein sklave! Das wird nicht ohne Konsequenzen bleiben!" 

Während die Pizza im Ofen vor sich hin brutzelte, stand ein nackter sklave auf der Trittleiter vor dem Fenster, gut sichtbar für alle Nachbarn, und putzte eine Million rote Pünktchen von Scheiben und Rahmen. Als die Pizza schließlich fertig war, sah auch die Küche nicht mehr wie das Bergtrikot der Tour de France aus und war wieder einigermaßen ansehnlich. Herrin und sklave teilten sich die Pizza und befanden sie für gut. Ich konnte sie zwar überhaupt nicht mehr genießen, musste allerdings eingestehen, dass der Teig auf dem Stein wunderbar geworden war. Das sah auch Herrin so. Als wir aufgegessen hatte sprach Herrin: "So, jetzt gehen wir zur Wirtschaft nebenan und essen noch was gscheites!"

Herrin war in der ganzen Situation die Ruhe selbst geblieben. Erst danach fiel die Anspannung langsam von Ihr ab. Wenn Sie etwas hasst, sind es cholerische Anfälle. Herrin, es tut mir so leid!!!!!!

Herrin erlaubte mir in der Wirtschaft ein regelrechtes Frustessen: Cordon Bleu mit Pommes, dazu eine Cola Light, man solls ja mit den Kalorien nicht so übertreiben. Herrin hatte Hechtfilet auf Gemüse-Tagliatelle mit Zitronen-Basilikum Pesto. Wirklich gut. Jedenfalls auch deutlich besser, als mein nicht so gelungener Hecht am Vortag.

Wieder zu Hause wurde ich schließlich in Ketten gelegt und vor die Couch gepackt, nachdem ich meiner HERRIN noch einen 0,0% Gin Tonic serviert hatte. Sie wollte nur noch entspannen und so sahen wir einen weiteren Eberhofer Krimi, ehe wir gegen 22:30 ins Bett gingen. Im Bett entschuldigte ich mich noch einmal nachdrücklich für meinen nicht zu akzeptierenden, cholerischen Ausbruch bei Ihr. Sie antwortete nachdenklich: "Ich weiß echt nicht recht, wie ich dich da bestrafen soll. Aber das muss und werde ich!"
"Ja, Herrin, ich weiß."
"Gute Nacht, mein sklave."




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