29.09.2023 Wenn's im Supermarkt laut biept

Viel zu früh wurden wir wach und konnten beide nicht mehr einschlafen. "Weil du mich wieder geweckt hast, mein sklave." Das stimmte zwar ausnahmsweise mal so gar nicht, aber da Herrin immer recht hat....
Entsprechend früh war Herrin auch aus dem Bett, kam angezogen zurück und scheuchte mich aus dem selben. "Auf den Kochlöffel verzichte ich heute mal. Geh Kaffee kochen, sklave!" Damit fielen auch die Füße aus. Ich zog mir rasch Shorts und T-Shirt über und verschwand in die Küche.
Da wir den Elektro Händler, mit angeschlossenem Klempner Betrieb, mit unseren Elektrogeräten, gegen halb zehn erwarteten, ließen wir den Morgen relativ ruhig angehen. Nachdem ich die Küche erledigt hatte, Herrin Ihren Kaffee auf der Couch einnehmen konnte und ich an meinem Schreibpult stand, konnten wir nur warten, bis der ankündigende Anruf erfolgen würde. Der Anruf kam bis 09:30 nicht und damit war klar, dass sich das Ganze "etwas" verzögern würde. Konsequenz: Herrin bestellte Frühstück.

Nachdem ich Herrin Frühstück, erneut mit Bagel, Ei und polnischem Vollkornbrot serviert hatte, es gibt einen polnischen Laden in der Stadt, warteten wir weiter. Ich hatte bereits wieder abgespült, als es klopfte. Im Mai hatten wir bei einer lokalen Künstlerin ein Bild erstanden. Vor zwei Tagen hatten wir Ihre Homepage besucht und zwei weitere Bilder gefunden, die hervorragend in Herrins Arbeitszimmer und ins Schlafzimmer passen würden. Kurz entschlossen hatte Herrin daraufhin die beiden Bilder erstanden. Und nun stand die Künstlerin vor der Tür und lieferte uns die beiden Bilder. Nach kurzer Unterhaltung fuhr sie wieder und wir warteten weiter auf unsere Lieferung. 

Um die Zeit zu überbrücken, zersägte ich die am Vorabend entfernten Küchenteile in "handliche" Stücke und wir beluden den Wagen mit diesem Sperrholz und unserem verbliebenen Umzugsmüll. Gerade als wir damit durch waren, klingelte gegen halb zwölf endlich das Handy. Eine Viertelstunde später fuhr der Sprinter in unseren Hof. 

Kurz vor eins waren wir wieder allein. Mit Kühlgefrierkombi, eingebauter Spülmaschine und Waschmaschine, sowie einer noch ausgesteckten Gefriertruhe in der Speisekammer. Bereits um viertel nach eins konnten wir damit Richtung Wertstoffhof fahren, unseren Müll abladen. Und danach fuhren wir ins Städtchen, fürs Wochenende einkaufen. Zunächst kauften wir Schellfisch, Lammgulasch aus der Schulter und Eier. Weiter ging es in den Supermarkt, in dem wir den Einkaufswagen ziemlich gut füllten. Sehr schön sind die Selbstbedienungskassen, an denen man seine Einkäufe selber scannen und mit Karte bezahlen kann. Als gestern an der einzigen offenen Kasse, zwei bis oben vollgepackte Einkaufswägen auf Abfertigung warteten, nutzten wir die Gelegenheit, auch unseren Großeinkauf am Automaten selber abzuwickeln. Das lief alles gut, bis zum Bezahlvorgang. Ab einem gewissen Warenwert möchte der Automat die Plastikkarte nicht mehr vorgehalten bekommen, sondern eingesteckt. Nur dann wird auch der PIN Code abgefragt. Als Herrin nun zum Bezahlen die EC Karte nur vorhielt, begann sich der Automat laut und vernehmlich biepend zu beschweren. Jede halbe Sekunde, in einer vollkommen unerträglichen, schnarrenden Tonlage, ertönte dieser Lärm. Für Autisten stellt so etwas den Worst Case dar. Entsprechend verfiel Herrin in eine Art Schockstarre und war nicht mehr in der Lage zu denken. Nur mit Mühe gelang es Ihr die Karte in den Schlitz zu stecken und natürlich wusste Sie in dem Moment Ihre Geheimzahl nicht mehr. Sie, die alle noch so komplizierten 15stelligen Passwörter auswendig kann, scheiterte an den vier Zahlen des PIN Codes. Natürlich versuchte ich Sie zu beruhigen und schließlich gelang es Ihr, den PIN erfolgreich einzugeben. Erst als der Bezahlvorgang komplett abgeschlossen war, verstummte das Biepen. Herrin stand komplett erschüttert neben mir. Ich begann die Einkäufe einzuräumen und erst als wir Richtung Wagen liefen, hatte Sie sich halbwegs wieder gefangen. 

In Irland nimmt man eigentlich erstaunlich viel Rücksicht auf Autisten. Es gibt extra Einkaufszeiten im Supermarkt, in denen die Musik abgestellt wird, damit nicht zu viele Eindrücke auf Personen mit ASS einprasseln. Die vielen Produkte und Menschen im Supermarkt alleine stellen schon eine Herausforderung dar. Daher ist es auch gut, dass man ohne persönlichen Kontakt bezahlen kann. Alle Versuche sind jedoch umsonst, wenn dann ein derart überfordernder Alarm losschlägt.

Nachdem wir noch kurz über ALDI fuhren, lieferten wir unsere Einkäufe zu Hause ab, der neue Kühlschrank wurde gut bestückt, ehe wir zum Abendessen in ein zwanzig Kilometer entferntes Örtchen aufbrachen. Direkt am Strandparkplatz dort gibt es eine kleine Galerie. Wir schlenderten kurz hinein und entdeckten ein weiteres Bild "unserer" Künstlerin. Das gefiel Herrin, und auch mir, so gut, dass Sie es auch noch gleich mitnahm. Nun haben wir also schon vier neue Gemälde, die Herrins neues Haus zieren werden. 

Im Lokal gab es für Sie einen Burger und ich durfte ein Sirloin Steak essen. Beides ziemlich lecker. Anschließend liefen wir noch einmal die Uferpromenade auf und ab, ehe es wieder nach Hause ging. 

Den Abend verbrachten wir, einträchtig und bei einem Glas Weißburgunder aus der Pfalz, vor dem Fernseher. Wir, also eher ich, denn Herrin nickte ziemlich früh weg, sahen die irische Serie zu Ende und gingen um zehn ins Bett. Herrin befestigte mich dieses Mal schon mal wieder Zweipunkt, an Hals und Händen, im Bett. "Wir gewöhnen dich langsam wieder dran, mein sklave."





Kommentare

  1. Mit meinen besten Wünschen für Euren Start ins neue Leben. Gerne werde ich in deinem Tagebuch weiter lesen. Beste Grüsse Beat.

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