19.08.2022 Ein arg langer Reisetag

Um 5:30 klingelte der Wecker. Herrin hatte ihn so früh gestellt, damit Sie in Ihrer morgendlichen Routine bleiben konnte und sich nicht hetzen brauchte. Das bedeutete für mich natürlich auch, dass mein Morgenprogramm wie gewohnt anzulaufen hatte. Im Prinzip, denn Herrin hatte mir am Vorabend die Ketten abgenommen und so hatte ich unbefestigt geschlafen. Das ist kein Spaß für mich auch deswegen, weil ich mich, so frei, immer irgendwie verlege. So auch gestern. Mit Schulterschmerzen wachte ich auf. Herrins Klatscher mit den 10 + 2 Schlägen, die erneut verabreicht wurden, überkompensierte allerdings die Schmerzen in der Schulter. Nach einem kurzen Besuch von Herrins Füßen, kochte ich einen letzten Kaffee, servierte ihn Ihr und begann sogleich die Küche winterfest zu machen. Noch schnell die Kaffeetassen abgespült, den Haupthahn abgedreht, mich versichert, dass der Kühlschrank ausgeschalten war und sicher offen stand, dann durfte ich mich fertig anziehen. 

Punkt 6:50 standen wir vor dem abgeschlossenen Haus, um 6:51 war unser Taxi eingetroffen und um 7:51 waren wir, nach einer ruhigen Fahrt, am International Airport Kerry angekommen. Offizielle Öffnungszeit des Flughafens: 08:30. Die Eingangshalle stand immerhin schon offen, so dass wir, im morgendlichen Sprühregen, nicht im Freien verweilen mussten. Kurz vor Neun wurde das Gate aufgemacht. Wir hofften auf Öffnung des Restaurants für ein kleines Frühstück, laut Internet um Neun, allerdings bis 9:15 vergebens. Daher beschloss Herrin den Aufbruch in den Sicherheitsbereich.

Wir wurden beide durchleuchtet und unsere beiden Handgepäckstücke, sowie die beiden gebuchten On Board 10 Kg Gepäckstücke, wurden ordnungsgemäß durchleuchtet. Oder auch nicht. Ein älterer Security Mann ordnete an, meinen 10 Kg Rucksack zu öffnen. "Please show me the liquids!" "Da sind gar keine drin" teilte mir eine verwunderte Herrin hinter mir mit. Er öffnete den Rucksack, griff tief, bis zum Ellbogen, in die Eingeweide des Rucksacks und zog eine kleine Jutetasche hervor und öffnete Sie. Hinter mir stieß Herrin hervor: "These are our toys!" In der Tat, es handelte sich um die Toys, die Herrin wieder zurück mit nach Deutschland nahm. Prominentester Teil: der Strap On, der nun von dem Officer genau in Augenschein genommen wurde. Ich musste lachen. "Yep, our toys!" Nun, ihm war wohl klar, dass er hier keine Flüssigkeiten vorgefunden hatte und vollführte daraufhin etwas hektisch einen Sprengstofftest, ehe er die Jutetasche ganz schnell wieder in den Rucksack stopfte. Ich bin mir sicher, dass er gestern Abend zu Hause etwas zu erzählen gehabt hatte.

Wir frühstückten in der Bar schnell einen wirklich guten Scone mit einem Capuccino, dann ging es auch schon in den Flieger. Herrin hatte sich geweigert, die Extra Fee bei Ryan Air für feste Sitzplätze zu bezahlen. So saßen wir getrennt in Reihen 4 und 23. Dass alle Plätze neben uns frei bleiben, hieß allerdings nicht, dass wir uns zusammensetzen hätten dürfen. Ryanair halt. Eine Stunde später landeten wir in Dublin. Wir mussten zuerst durch die Immigration. Tatsächlich gibt es wohl so wenige Inlandsflüge in Irland, dass ein eigenes Terminal dafür nicht sinnvoll wäre. Und so landeten wir eben international aus Kerry. Und mussten brav mit Pässen nochmal in Irland einreisen. Herrin musste dringend auf die Toilette und so stürzte Sie in die erste Toilette, noch vor der Gepäckausgabe. "Bleib hier stehen und sei brav!" hörte ich noch, dann war Sie in der Toilette verschwunden.

Brav vor einer Damentoilette stehen, bedeutet im wesentlichen, den Fußboden im Auge zu behalten, da ich keine Frauen anschauen darf. Und vor der Toilette tummelten sich,  Überraschung, fast nur Frauen. Ich war daher froh, als Herrin nach recht langer Zeit wieder bei mir auftauchte und wir dem Ausgang entgegen liefen. "Ich hatte so was von Durchfall", schilderte Sie mir eindringlich. 

Wir mussten zunächst aus dem Terminal 1 raus und rüber zum Terminal 2 für Air Lingus Flüge, wie unseren nach München. Wir wählten die Frischluftvariante und verließen den Terminal komplett, damit wir endlich unsere Covid Masken abnehmen konnten. Es ist ja nicht mehr Pflicht sie zu tragen, aber Herrin und ich verfahren nach dem Motto: Wo viele Menschen lange Zeit verweilen, ist auch immer jemand mit Covid dabei. Und da müssen wir uns nicht unbedingt anstecken. Wir halten es daher so, dass wir versuchen, die Wahrscheinlichkeit einer Infektion sinnvoll zu senken und in so einer Situation eben Masken zu tragen.

Endlich waren wir also draußen, als Herrin plötzlich stehen blieb und rief: "Scheiße, ich hab mein Handy im Klo liegen gelassen!" In der Tat, das war nicht ganz ideal. Die Boarding Pässe könnten wir auch von meinem Handy von Ihrer E-Mail notgedrungen abrufen, aber all die privaten Informationen auf Herrins Handy, wären für Sie wohl nicht mehr zu retten gewesen.

Eine Security Dame schickte uns zur Airport Police, da wir nicht mehr zur Gepäckausgabe zurückkehren durften. Schnell fand ich das entsprechende Schild und wir liefen gemeinsam rasch hin. Bei der Airport Police stand bereits eine Schlange von Hilfe Suchenden. 
"Ich kann ja Ihr Handy mal anrufen, Herrin", bot ich an. "Das bringt nichts, ist lautlos." antwortete Sie etwas verzweifelt. Ich versuchte es dennoch und tatsächlich, es ging niemand hin. Zwei Minuten später versuchte ich es erneut, und siehe da, eine asiatisch klingende Frauenstimme am anderen Ende, hatte das Handy in der Hand. Es handelte sich um eine Reinigungskraft, mit der ich mich mit Mühe in Englisch verständigen konnte. Nach einigen Minuten übergab Sie das Telefon einem Zollbeamten, dem ich schilderte, was passiert war und wo wir uns gerade, außerhalb des Terminals, aufhielten. "No problem, I'll be with you in a few minutes!" Und drei Minuten später übergab er mir, außerhalb der Polizeistation und einfach so, Herrins Handy. Herrin war überglücklich und ich war eigentlich nur konsterniert, dass das so vollkommen ohne Probleme, Bürokratie, Formulare und vor allem unkonventionell gelöst worden war. Das wäre so in Deutschland sicher nicht möglich gewesen.

Wir verbrachten die verbleibenden vier Stunden in und um den Airport. Unser Gepäck hatten wir, bereits um 13 Uhr für den Flug um 16:25, selbständig am Automaten aufgegeben und anschließend die Food Stores und Bars mit Anwesenheit und Cash bereichert. Fast pünktlich waren wir in der Luft und waren froh, dass uns unser netter JoyClub Freund angeboten hatte, uns am Flughafen abzuholen. Zehn Minuten zu früh landeten wir in München und alles war gut.

Alles? Wir hatten vergessen: Deutschland und Airports in der Nachcorona Zeit. Um 20 Uhr standen wir am Gepäckband. Gegen zwanzig nach Acht schlug ich Herrin vor, hinaus zu gehen, denn die durchschnittliche Bevölkerungsdichte in der Ankunftshalle, war auf weit jenseits, des für Herrin Erträglichen, angewachsen. Herrin war froh über mein Angebot und flüchtete nach draußen, wo Sie von unserem Freund bereits in Empfang genommen wurde. Mit uns waren die Flüge aus Pristina und der A380 aus Dubai eingetroffen. Und Gepäck kam keines aufs Förderband. Die Temperatur und die Luft in der Halle wurden immer unerträglicher. Immer noch kein Gepäck. Erst gegen 21:30 trudelten die ersten Gepäckstücke aus Dublin ein, gegen 21:45 stand dann auch ich an der frischen Luft. 

Unser Freund chauffierte uns, Herrin vorn auf dem Beifahrersitz, ich hinten, zum Leuchtenbergring, wo wir unseren Wagen vor dem Abflug kurzerhand hatten parken müssen, da die bestellte UBER Fahrt, UBER seitig exakt zum Termin gecancelt worden war. Wir verabschiedeten uns dort voneinander. Um 22:30 waren wir wieder zu Hause und um 22:45 war ich im gelüfteten Heim wieder in meinen Ketten. Herrin und ich nahmen noch ein Glas Rotwein zu uns, dann fielen wir um 23:30 todmüde ins Bett. Natürlich hatte mich Herrin wieder korrekt ins Bett verpackt.


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