16.12.2023 Weiße Hühner

Wir waren vor dem Wecker wach. Standen aber erst um halb acht auf, als er Herrin daran erinnerte, dass wir ein volles Tagesprogramm haben würden. "Möchtest du die gestern ausgefallenen Schläge gleich noch mit dazu, sklave?" Nein, darauf war ich nicht erpicht und Herrin beließ es auch bei sechs lautstark begleiteten Kochlöffel Schlägen. "Und gleich nach dem Kaffee gehen wir einkaufen, mein sklave." Ich begrüßte noch rasch Herrins Füße, konnte es mir nicht verkneifen sanft in Ihren großen Zehen zu beißen, und machte mich auf in die Küche.

Die Küchen Sauberkeit war gerade so wieder hergestellt, als Herrin auch schon zur Eile drängte. "Komplettier bitte noch die Einkaufsliste. Dann fahren wir los." Um neun saßen wir im Wagen und steuerten den Supermarkt an. Gegen halb zehn, Herrin war genervt, da lauter Death Metal durch die Gänge des Supermarkts hallte und wir kaum durchkamen, da an jeder Ecke Regale eingeräumt wurden und die Wege blockiert waren. Sie tat mir richtig leid, da die Lautstärke und Aggressivität der Musik für Sie der reine Horror waren. 

Im Fischladen wollten wir für Sushi einkaufen. "Nein, heute besser nicht. Die Fische sind alle schon zwei, drei Tage aus dem Wasser", beschied uns unser kundiger Fachverkäufer. Natürlich hatte er recht, wenn ich mir doch sicher bin, dass Sushi Fisch in Deutschland immer mindestens zwei oder drei Tage alt ist. 

Beim Metzger holten wir zwölf Eier und eine fertige Lasagne, da wir nun beim Essen umdisponieren mussten. Wir liefen beim französischen Bäcker vorbei und nahmen zwei Pain au Chocolat mit. Diese wurden allerdings nicht alt, denn wir verspeisten sie bereits auf dem Parkplatz.

Wir warfen zu Hause noch schnell die Einkäufe in den Kühlschrank und machten uns dann auf den Weg nach Kenmare, die Hühner abholen. Nach einer reichlich unspektakulären Fahrt, kamen wir gegen zwölf Uhr beim Hühnerzüchter an. Da er die Hühner bereits vorbereitete hatte, waren wir zehn Minuten später, mit unserer tierischen Fracht, verstaut in zwei Umzugskartons, bereits wieder auf dem Heimweg. Wir hatten die Wahl zwischen zwei unterschiedlichen Straßen. Die eine, auf der wir gekommen waren, war etliche Kilometer länger, als die andere. Daher nahm ich, mit Herrins Erlaubnis, den anderen Weg. Wir fuhren nun einen Teil des Ring of Kerry, den wir noch nie gefahren waren. Die Strecke war, trotz des verhangenen Himmels, außerordentlich spektakulär, sehr kurvig und führte uns über den Pass Molls Gap, an einigen Seen vorbei, nach Killarney. Einige Male blieb uns buchstäblich der Mund offen stehen, ob der Schönheit und Kargheit des sich bietenden Ausblicks.


Genau während eines kurzen Sightseeing Stopps klingelte mein Telefon. "Hallo Sir, hier ist Ihr Postmann. Ich habe ein Amazon Päckchen für Sie. Ich steh bei Ihnen zu Hause und möchte wissen, ob ich es bis Montag für Sie aufbewahren soll?" "Können Sie es auch einfach hinlegen?", fragte ich. "Yes, sure. Mach ich. Schönes Wochenende." Auch ich wünschte ihm ein schönes Wochenende und sah Herrin wie ein Auto an. "Ich stelle mir gerade vor, dass mich in Deutschland der DHL angerufen hätte" 

In Killarney legten wir einen kurzen Boxenstopp ein und nahmen unser Frühstück, in Form eines hervorragenden Club Sandwichs, mit handgeschnitzten Pommes, zu uns. Und waren dreißig Minuten später - ja, den Hühnern ging es gut - auf den Heimweg. Und um 14:30 kamen wir wieder daheim an und kümmerten uns darum, dass unsere neuen "Mitbewohner" sich in ihrem neuen zu Hause zurecht finden konnten. Die Tierchen waren zwar ziemlich verschreckt, aber nach ein paar Minuten begannen sie zu picken und kurz darauf auch das bereitgestellte Futter zu fressen. 

Herrin eskortierte mich ins Haus und legte mir die Ketten an. Nun durfte ich mich auch dem Blog vom Vortag widmen. Um halb fünf unterbrach mich Herrin, nahm mir noch einmal die Ketten ab und wir machten uns noch einmal auf in den Hühnerkäfig. Es war Zeit die Damen und den Herrn in ihr Häuschen zu eskortieren. Uns war klar, dass sie den Weg von alleine nicht finden würden und so mussten die Tiere einzeln gefangen und sanft hinein bugsiert werden. "Fang du ruhig schon mal an, mein sklave," übergab Herrin zunächst mir die Initiative. Die Hennen waren einfacher zu erhaschen und es gelang uns zügig, alle drei ins Haus zu setzen. Auch Herrin hatte eine Dame sanft umquartiert. Der deutlich größere, ausgewachsene Hahn, war etwas schwerer zu ergreifen. Aber auch diesen konnte ich, nach einigen Versuchen, schließlich sicher in sein neues zu Hause geleiten.

Um viertel nach fünf hatte ich den Blog zu Ende geschrieben, Herrin gab ihn rasch frei und ich schob die fertige Lasagne in den Ofen. Die Lasagne erwies sich als gut und war auch vom Metzger sehr irisch gehalten worden: viel Rinderhack, viel Tomate und die Anzahl der Teigblätter in der ganzen Lasagne hätte ich problemlos an einer Hand abzählen können. 

Den Abend verbrachten wir weitgehend vor dem Fernseher. Herrin lief noch einmal am Hühnerstall vorbei und entdeckte, dass unser Federvieh es sich auf dem Boden, an Stelle der Stangen, gemütlich gemacht hatte. Da das, auch aus Hygiene Sicht, nicht unserer Idee entsprach, löste Sie mir noch einmal die Ketten, wir liefen hinaus und bugsierten die schläfrigen Tiere auf die Stangen. 

Um 22:15 begannen uns beiden vor dem Fernseher die Augen zuzufallen. Also schaltete Herrin aus und wir machten uns auf den Weg ins Bett. Nachdem Sie mich sicher angekettet hatte, dauerte es erstaunlicherweise noch einige Zeit, bis wir dann auch wirklich einschlafen konnten.


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