17.04. - 23.04.2025 Ostern daheim mit den Küken

Unsere Küken halten uns ziemlich auf Trab. Man möchte gar nicht glauben, wie zutraulich sie sind. In der Schule hatte ich über Konrad Lorenz, den sogenannten Gänsevater, gehört. Als die Graugans Küken ihn als erstes und einziges sahen, als sie ausschlüpften, war er fortan ihr Vater. Angeborenes Verhalten also. Genau so verhält es sich mit unseren fünf Küken. Sie nehmen uns als ihre Eltern wahr. Das führt mitunter für uns zu sehr beindruckenden Erlebnissen.

So frech die Küken den Tag über auch durch den Hasenstall toben, in dem wir sie im Wohnzimmer auf dem Couchtisch halten, so still verhalten sie sich und verkriechen sich unter der Wärmeplatte, wenn sie das Gefühl haben, kein Elternteil (Herrin oder ich) ist in der Nähe, um sie zu beschützen. 

Gegen Abend werden sie dann etwas ruhiger, fordern uns aber dafür laut piepsend auf, wie auch Menschen Babys das tun, zu kuscheln. Da reicht die Wärmplatte alleine nicht mehr. Es muss Kontakt sein, körperlich und durch aktive Anwesenheit. Und wenn es ins schließlich gegen acht ins "Bett" geht, verkriechen sich die Kleinen auch gerne mal in der Halsbeuge, ehe wir sie vorsichtig unter die wärmende Platte im Käfig schieben können.

Unternehmen wir allerdings nichts und lassen sie abends unten allein, erreicht uns selbst im Dachgeschoss ein fünf stimmiges Crescendo, das erst aufhört, wenn wir "Eltern" ihnen unsere ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. So halten uns die Racker doch ziemlich auf Trab. Eines wollte Herrin so sogar durch die Stangen des Käfigs hindurch anfliegen...

Meiner Schulter geht es leider immer noch nicht sonderlich gut. Und zu allem Überfluss hat Herrin sich nun einen Hexenschuss im unteren Rücken zugezogen. Somit sind selbst Wanderungen nicht möglich und wir beschränken uns auf kürzere, eher langsame, Spaziergänge. Unser D/s ist wie immer vorhanden, wenn auch logischerweise in abgespeckter Version. Immerhin träume ich nun regelmäßig von irgendwelchen BDSM Aktivitäten. Herrin musste doch einigermaßen schmunzeln.

Am Ostermontag habe ich dann etwas geschafft, was mir so noch nie passiert ist: Ich musste ein ganzes Abendessen in den Mülleimer werfen. Schlicht nicht essbar. Und das mir. Zugegebenermaßen, es war ein aufgetautes Gericht, ein Mangold Pesto mit Walnüssen vom letzten Sommer. Die Walnüsse hatten das gesamte Pesto bitter und ungenießbar werden lassen. Ich ersetzte das Essen kurzerhand mit Schinkennudeln, also Zutaten die noch verfügbar waren.

Dafür war das Ostersonntags Essen mehr als gelungen, wie Herrin befand. Eines von Herrins Lieblingsessen stand auf dem Programm: "Weihnachtsente". Die heißt nicht wegen Weihnachten so, sondern wegen der Aromatik: Sternanis, Ingwer, Nelke und Zimt bestimmen den Geschmack. 

Nachempfunden ist das Gericht einer klassischen Cantonese Roast Duck, die ich als Fastfood in Hongkong und in australischen Chinatowns kennengelernt hatte. Das sind die Enten die in den Fenstern der Food Shops hängen, nach Bedarf in Bissgröße klein gehackt werden, auf Reis gelegt, mit Bratensud übergossen und meist mit Pak Choi serviert werden. Mir schmeckte das immer überragend, selbst aus den billigen Plastikbehältern, in denen sie zusammen mit Stäbchen gereicht wurden. 

Nun, so etwas hätte ich Herrin niemals vorsetzen dürfen. Klein gehackte Knochen, viel Fett unter der Haut, dazu keine allzu knusprige Haut und nur von Reis und fettiger Sauce kann man auch nicht wirklich leben. Nach jahrelangem Tüfteln habe ich aber eine Zubereitungsart entwickelt, die nicht nur Herrin zusagt, sondern die Ente noch intensiver, als im Original, werden lässt. Und da ich nun schon ein paar mal hier im Blog nach Rezepten gefragt worden bin, versuche ich mich mal mit einer Beschreibung:

Zur Abschreckung: Ganz ohne Aufwand ist das Ganze jedoch nicht. An Stelle einer ganzen Ente verwende ich nur zwei Entenbrüste. Am Vortag müssen die beiden Entenbrüste vorgegart werden. Dazu benötige ich 1,5 Liter Sud aus Enten (habe selber gamachten eingefroren) oder Hühnerbrühe (als Ersatz geht auch Fertig Brühe. Knorr Bouillon Pur [Stock Pot] ist sehr gut, finde ich)  oder -fond. Neben 1-3 Esslöffeln Soja Sauce kommen dort einige dünne Scheiben Ingwer und Knoblauch, etwa 20 Kreuzkümmel Samen, 1,5 ganze Sternanise, eine Nelke und ein etwa 3 Zentimeter langes Stück Zimt hinein. Der Sud wird für fünf bis zehn Minuten aufgekocht. Währenddessen schneide ich ein ein Zentimeter Rautenmuster in die Fettschicht der hoffentlich nicht zu fetten Hühnerbrüste (Barbarie Entenbrüste gehen da ganz gut). Wenn der Sud gekocht hat, kommen die Enten mit der Fettseite nach unten in den Topf. Nach zwei Minuten köcheln mit geschlossenem Deckel auf ganz klein schalten und nach weiteren fünf Minuten ausschalten. Zehn weitere Minuten ziehen lassen, danach Brüste entnehmen, abkühlen lassen und sowohl Brüste, wie auch den Sud über Nacht im Kühlschrank separat lagern.

Am nächsten Morgen kann man dann das gesamte Entenfett, dass beim ziehen lassen im Topf entwichen ist, bequem als hart gewordene Schicht obenauf vom Sud abziehen. Nun den Sud noch einmal für etwa 20 Minuten aufkochen, damit die Gewürze im Sud besser zur Geltung kommen. 300 Milliliter Flüssigkeit entnehmen bei Seite stellen und die Gewürze entfernen. Den Rest langsam bei kleiner Hitze reduzieren, bis etwa nur noch 300 Milliliter im Topf sind. Das wird die Soße. Diese muss nur noch ein wenig angedickt (ein wenig Saucen Binder oder Stärke, je nach Gusto verwenden) werden. 

200 Gramm Langkornreis in einen Topf geben und den zuvor bei Seite gestellten Sud hinzugeben. Reis nun nach Anweisung kochen. Das tolle ist am ende, dass der Reis nicht fade, sondern bereits mit dem Grundgeschmack der Sauce kommt und man die Sauce gut dosiert zur Ente verwenden kann.

Die Entenbrüste aus dem Kühlschrank in eine kleine Auflaufform geben. Etwa einen Zentimeter hoch Hühnerbrühe (gerne auch wieder Fertig Brühe) dazu gießen und dann auf die unterste Schiene in den Ofen. Dort bei kleinem bis mittlerem Grill nur von oben langsam erhitzen lassen. Leider ist jeder Ofen anders, daher kann ich nur etwa angeben, dass die Brüste nach 20 bis 30 Minuten beginnen langsam oben braun zu werden. Nun die Grillhitze erhöhen oder einfach höher einhängen. Nach etwa weiteren 5-10 Minuten ist die Haut schön dunkelbraun und kross. Ente fertig!

Es fehlt nur noch das Gemüse: Während die Ente im Ofen weilt und der Reis gart, schneide ich zwei Knoblauchzehen und etwa drei Zentimeter Ingwer in kleinste Würfelchen. Diese brate ich mit einem Esslöffel Speiseöl in der Pfanne an und gebe nach etwa einer Minute das gewünschte Gemüse (Sprossen Broccoli, Pak Choi, grünen Spargel oder auch. Zuckerschoten, immer aber mit Schalotten oder Frühlingszwiebeln) hinzu, kleingeschnitten in etwa fünf Zentimeter lange Stücke. Nach kurzer Bratdauer (im Wok) bei hoher Hitze kommen noch zwei Spritzer Sojasauce dazu, fertig.

Das Ganze sah serviert dann in etwa so aus und schmeckte so, dass Herrin über das ganze Gesicht strahlte. Durch das zweimalige Garen ist es zwar nahezu unmöglich eine rosa Entenbrust zu erhalten, aber zart ist das Fleisch dennoch. Gerne probieren! 

Dazu passt ein ordentlicher Pinot Noir, wie die Faust aufs Auge.