16.07. - 19.07.2024 Stress pur

Die letzten Tage waren erneut nichts für schwache Nerven. Bei Herrin, ASS bedingt, aber auch bei mir, lagen die Nerven blank. Nach dem Rohre verlegen für das Schlafzimmer, das bereits mit enormer Lautstärke abgelaufen war, erfreuten uns diese Woche die Fenster Bauer.

Privatsphäre war nicht existent. Und Dreck war überall. Und gerade, wenn man dachte, in einem Zimmer sind die Arbeiten beendet, lief ein weiteres Paar Dreckschuhe über den bereits gewischten Boden, um noch etwas am eingebauten Fenster zu justieren. Mittwoch Abend waren die Türen noch nicht komplett eingebaut. Daher wurde uns ein weiterer halber Tag Arbeit am nächsten Morgen avisiert.

Nicht weiter schlimm, dachten wir, da im Laufe des Tages auch die "Cavity Pumper" kommen sollten. Dazu muss ich ein wenig ausholen. Die Außenwände bei irischen Häusern sind in einer Art Zwei Ziegel Schicht Modell erbaut, mit einer Luftschicht von fünf Zentimetern dazwischen. Diese sogenannte Cavity zwischen den Ziegeln diente in der Vergangenheit der besseren Isolierung der Häuser, da Luft ein schlechterer Leiter als Stein ist. Heutzutage füllt man diesen Hohlraum energetisch sinnvoll mit kleinen, klebrigen Styropor Kügelchen, die mit Hochdruck in den Zwischenraum gepumpt werden und diesen ausfüllen. 

Herrin stellte den Wecker auf halb acht, damit wir noch in Ruhe Kaffee trinken, die Hühner versorgen und das Gewächshaus gießen konnten. Um kurz nach sieben wachten wir auf, da unser Nachbar mal wieder mit dem LKW rückwärts fuhr und das Warnpiepen unseren morgendlichen Schlaf störte. So dachten wir. Falsch gedacht. Ein LKW setzte rückwärts fahrend unsere Einfahrt herunter. Die "Cavity Pumper" waren bereits angerückt und schon vor halb acht verstanden wir endlich, wie genau die Kügelchen in den Hohlraum eingepresst würden.

Einer der beiden "Handwerker" war mit einer riesigen Bohrmaschine angerückt und begann im Abstand von einem Meter sehr, sehr viele drei Zentimeter Durchmesser dicke Löcher in alle unsere Hauswände zu bohren. Gut, dass wir das Haus letzten Sommer hatten streichen lassen. Der Lärm war Ohren betäubend. Herrin und ich stürzten unseren Kaffee hinunter und flüchteten unvermittelt ins Freie. Der zweite Kollege befüllte die am Ende etwa 100 Bohrlöcher anschließend per Druckschlauch mit den Styropor Kügelchen und verschloss Sie mit etwa farblich passendem Mörtel. Immerhin.

In der Not kümmerten wir uns währenddessen um unser Feld, den Folien Tunnel und um unsere Hühner. Wir waren nur froh, dass es nicht regnete. Als die Kollegen um 9:20 Ihre Arbeit beendet und abgerückt waren, stand eine riesige Staubwolke in allen Räumen. Die Innenwände waren wohl nicht ganz dicht gewesen und wir mussten erst mal das ganze Haus durchlüften. 

Und schon standen auch die Fensterbauer wieder auf der Matte. Weiterer Dreck verteilte sich im Haus und Herrins Verzweiflung wuchs. Ich konnte über diese Zustände nur noch lachen. Als wir gegen halb zwei schließlich allein waren, begannen wir mit den Aufräumarbeiten. Herrin schickte mich nach draußen, das ganze Haus und die Böden rings herum mit dem Kärcher sauber zu spritzen. Der Dreck von den Bohrungen war auf den Hauswänden, den neuen Fenstern und natürlich auf dem Boden rings ums Haus verteilt. Sie kümmerte sich dafür um die Räume und begann, Raum für Raum, wieder für Wohnlichkeit zu sorgen. Als ich mit dem Kärcher einmal durch war, schlug Herrin vor, eine kurze Pause zu machen.

Die neuen Fenster und Türen wirken wahrlich Wunder. Die Durchschnittstemperatur in Herrins Office ist um ein Gard gestiegen. Und auch die Küche ist um vieles wärmer geworden. In so fern konnten wir das Ganze nun zumindest, mit den vielen negativen Begleitumständen der wärmetechnischen Sanierung, aufrechnen. Und wenigstens der Freitag würde ohne Lärm von statten gehen, denn der Isolierer, der noch die letzte verbliebene Wand im Dach würde isolieren müssen, hatte für Freitag abgesagt. "Ich bin so was von im Stress. Ich schaffe es erst Dienstag oder Mittwoch. Gegen Vierzehn Uhr." Meine unbedarfte Frage, ob Dienstag oder Mittwoch, beantwortete er so: "Weiß ich noch nicht genau. Aber um zwei bin ich dann sicher da."

Wir hatten es uns gerade erst am Küchentisch gemütlich gemacht, da klopfte es laut an der Tür. Unser Bauunternehmer stand vor der Tür und wünschte JETZT im Dach weiter zu arbeiten. Nun wusste auch ich nicht mehr, ob ich lachen oder weinen sollte. Zwei Stunden lang wurde enorm viel Lärm im Dach produziert. Das Highlight war das Kerben Schneiden ins Holz, damit ein Kabel verlegt werden konnte. Ich war hektisch ins Dach gerannt, weil ich dachte, es fährt dort oben jemand Motorrad. Nein, er hatte eine massive Kettensäge, mit Benzinantrieb, dazu verwendet, eine lächerliche Kerbe in einen Holzbalken zu sägen.

Gegen halb sechs waren wir dann endlich wieder unter uns und wussten nun auch, dass es sogar am Freitag wieder laut werden würde. Denn unser Bauleiter wollte mit dem verputzen beginnen. Rasch bereitete ich Herrin und mir ein Abendessen, gebratenes Schellfisch Filet mit gebratenem Zucchini Gemüse (Eigenanbau) und gerösteten Kartoffel Eckchen. Herrin fands sehr gelungen und meinte. "Heut mach mer nichts mehr, sklave. Ich bin sowas von durch. Nur noch bisl fernsehen und dann ab ins Bett." Vor dem zu Bett gehen suchten wir noch einmal mit Stirnlampen unser Feld auf und eliminierten etwa zwanzig Schnecken. Meine Mordrate ist zwar ziemlich hoch, verursacht mir aber keine schlaflosen Nächte. Erneut hatte Herrin den Wecker auf halb acht gestellt. "Wir wissen ja nicht genau, wann unser Baumeister morgen wieder eintrudelt." Wie Sie das nur wieder prognostizieren konnte. Ich hatte Herrin Ihren Kaffee um viertel vor acht noch nicht in Ihre Tasse gegossen, da war unser Bauleiter bereits an der Tür.......

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